Hauptrede bei der Demo gegen Antisemitismus und Antizionismus, Kempten, 16. August 2014
Liebe Freunde,
wenn man in den letzten Tagen und Woche die Zeitungen aufschlägt oder im Fernsehen die Nachrichten anschaut, dann merkt man schnell, dass es einen Lieblingskrieg der Deutschen gibt: nämlich den zwischen Israelis und den Palästinensern.
Schauen wir mal ein paar Monate zurück: Das palästinensische Flüchtlingslager wurden vor von der Armee umstellt. Strom und Wasser wurden abgestellt. Die Nahrungsmittelversorgung wurde komplett unterbrochen. Das Lager wurden ausgehungert, bis Menschen in den Häusern an Hunger starben. Danach wurde das Lager gestürmt und viele der überlebenden Palästinenser massakriert. Allein bei diesen Aktionen sind mehr palästinensische Zivilisten, Männern, Frauen und Kinder, ums Leben gekommen als im aktuellen Gaza-Konflikt.
Haben ihr davon gehört? Nein, habt ihr nicht!
Dummerweise für die Bewohner war dieses palästinensischen Lager, es heißt Yarmouk, nämlich nicht in Israel, sondern ein paar Kilometer nordöstlich, in Syrien. Der Angreifer war die syrische Armee, nicht die israelische. 180.000 Palästinenser wurden vertrieben. Niemand in Deutschland hat sich für das Leiden und Sterben der Palästinenser dort interessiert. Nicht die deutsche Öffentlichkeit, nicht die Palästina-Freunde, noch nicht einmal die muslimischen Gemeinden. Es gab keine Demonstrationen und keine Plakate “Kindermörder Syrien” oder “Apartheidsstaat Syrien”
Seltsam. 160.000 ermordete Araber in Syrien regen bei uns niemanden auf. Hunderttausende vertriebene irakische Christen lassen uns völlig kalt. Und tausende verhungerte und ermordete Palästinenser interessieren uns auch nicht.
Wenn man es nicht Israel anhängen kann, geht niemand bei uns auf die Straße. Die Gegendemonstration dort drüben ist ein gutes Beispiel dafür. Wo wart ihr, als die ISIS angefangen hat, Christen zu kreuzigen?
Wenn Israel beteiligt ist, dann gehen die Menschen in Massen auf die Straßen, dann kann man unsägliche Plakate in den Fußgängerzonen sehen, dann hört man “Jude, Jude, feiges Schwein, komme heraus und kämpf allein” oder, für die, die sich so lange Texte nicht merken können: “Juden ins Gas!”
Und unsere Medien, alle Medien: Zeitungen, Fernsehen, Radio, Internet erzählen uns Tag für Tag ein Märchen:
Es ist die Geschichte von der einen Million armen, vor sich hin vegetierenden Palästinensern, die in dem “Freiluftgefängnis” Gaza auf engstem Raum eingesperrt sind und von Israel belagert und angegriffen werden, wobei vor allem kleine Kinder und Frauen sterben. Es ist die Geschichte vom “palästinensischen Auschwitz”, vom “Völkermord an den Palästinensern” und vom “Kindermörder Israel”
Mit Märchen ist das so eine Sache. Wenn man erwachsen ist, interessieren einen Fakten. Also, schauen wir uns gemeinsam Fakten an:
Der Gaza-Streifen ist 360 Quadratkilometer groß, hat mehrere Städte und dazwischen weite, unbebaute Flächen. Er wird heute bewohnt von schätzungsweise 1,6 Millionen Arabern, was ca. 4.600 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht.
Ist das jetzt ein “Freiluftgefängnis”?
Schwer zu sagen. Um das zu beantworten müssten wir nach München fahren. Denn diese Stadt hat in etwa die gleiche Größe und dieselbe Bevölkerungszahl wie der Gaza-Streifen. Auch in München leben in etwa 4.600 Einwohner pro Quadratkilometer. Ob die Münchner wissen, dass sie in einem “Freiluftgefängnis auf engstem Raum dahinvegetieren”?
Ist jemand aus München hier? Jetzt wisst ihr, wo ihr lebt! !
Und weil wir gerade dabei sind: es gibt noch mehr, dass München mit dem Gaza-Streifen verbindet: und ihr werden es mir nicht glauben: Millionäre. Und ich meine Dollar- und Euro-Millionäre, nicht Shekel. Mahmud Abbas, Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde und sicher kein Freund Israels, spricht von 800 Millionären und 1.600 Beinahe-Millionären im Gaza-Streifen. So ganz arm sind sie also nicht.
Sind die unter der israelischen Blockade leidenden Bewohner Gazas denn wenigstens unterernährt?
In der Süddeutschen habe ich am Donnerstag gelesen: “Tieren im Zoo geht es besser als Menschen in Gaza” Schauen wir also mal nach: in internationalen Vergleichstabellen zur Fettleibigkeit belegen die Frauen in Gaza weltweit Platz 8 und die Männer sogar Platz 3.
(Jetzt wisst ihr auch, warum sie die Tunnel in Gaza so breit bauen!)
Die Menschen in Gaza leben länger und gesünder als die Menschen in den meisten arabischen Ländern und die Quote bei untergewichtigen Babys liegt mit 1,5% fast auf europäischem Niveau. Keine Ahnung, welchen Zoo die Süddeutsche meint.
2005 hat Israel einseitig den Gaza-Streifen verlassen. Man hat den Juden in Gaza versprochen, es werde Frieden geben, wenn sie die Ortschaften, in denen sie 38 Jahre lang gelebt und gearbeitet haben, verlassen. Es sollte eine große Friedensgeste Israels sein.
Mehr noch: um den Bewohnern von Gaza eine Lebensgrundlage zu geben, wurden die gesamte israelische Nahrungsmittelindustrie dort: Felder, Maschinen und Gewächshäuser den Arabern übergeben.
Um zu verstehen, was danach passiert ist, müssen wir Gaza verlassen und etwa 15 Kilometer nordöstlich in eine wunderschöne, kleine Stadt gehen: Sderot.
Sderot ist eine Kleinstadt mit etwa 19.000 Einwohnern, etwa so groß wie Marktoberdorf. Es gibt dort Schulen, Verwaltungsgebäude, Parks und schöne, breite Straßen.
Was Sderot von Marktoberdorf unterscheidet sind die komischen Bushäuschen, die alle paar Meter an allen Straßen stehen. Kleine, lustig bemalte Bushäuschen aus verstärktem Beton. Auf allen Kinderspielplätzen und in Schulhöfen stehen lustige, Schlangen ähnliche Gebäude, auch lustig bemalt und auch aus verstärktem Beton.
Ich war letztes Jahr mit meiner Frau in Sderot. Wir haben dort ein Hilfsprojekt für Schulkinder besucht. Wir kennen die Stadt und ihre Menschen gut. Aber was hat Sderot mit dem einseitigen israelischen Rückzug aus dem Gaza-Streifen zu tun?
Nun, 2005 hat sich Israel um des Friedens willen aus Gaza zurückgezogen. Den Arabern wurde eine blühende Nahrungsmittel-industrie überlassen. Was ist passiert? Die Araber haben die Felder, die Gewächshäuser und die Fabriken zerstört und statt dessen in den ehemals jüdischen Siedlungen Abschussbasen für ihre Raketen aufgebaut.
Es ist kaum zu glauben, aber der “Rückzug für den Frieden” hat einzig dazu geführt, dass die Anzahl der Raketenangriffe auf israelische Städte um 500% zugenommen haben – und zwar zehn Jahre vor dem jetzigen Gaza-Krieg, mitten im sogenannten “Frieden” und ohne jede israelische “Blockade”
Und damit kommen wir zu der hübschen, kleinen Stadt Sderot. In den letzten 10 Jahren sind auf diese Stadt 8.400 Raketen niedergegangen, ohne dass hier in Deutschland irgendjemand davon Notiz genommen hat.
Umgerechnet sind dass knapp 3 Raketen pro Tag, jeden Tag, jedes Jahr, 10 Jahre lang. Selbst die kleinsten Raketen der Hamas haben durch die Metallteile, die eingebaut werden, einen Tötungsradius von mehr als 80 Metern. Sie können Dächer, Außenwände und Betondecken durchschlagen.
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Würde eine davon hier auf dem Vorplatz einschlagen – 80 Meter Radius – rechnet es euch aus. Die großen, im Iran gebauten Miteilstreckenraketen haben einen 160 Kilo Gefechtskopf. Würden eine davon hier einschlagen, dann wäre das Forum Allgäu eine rauchende Ruine voller Toter.
3 Raketen am Tag. Das bedeutet, dass ihr jederzeit mit einem Angriff rechnen müsst, Tag und Nacht, das ganze Jahr über. Das bedeutet, dass ihr euch jeden Tag fragen müsst, ob eure Kinder sicher zur Schule gekommen sind, ob dem Partner im Büro etwas passiert ist oder ob die Großeltern mit ihrer Gehbehinderung rechtzeitig in den Schutzraum gekommen sind.
Und weil Sderot so nah am Gazastreifen ist, bleiben euch genau 15 Sekunden, um euch in Sicherheit zu bringen. 15 Sekunden, um in den “komischen Bushäuschen” Schutz zu finden. 15 Sekunden für die Kinder auf dem Spielplatz, um in die “Schlangen” zu kommen, 15 Sekunden für die Großeltern, um den Bunker im Haus zu erreichen.
Und so läuft das ab: die Hamas schießt eine Rakete ab. Israel löst “Zewa Adom” aus und für 15 Sekunden heulen überall in Sderot die Sirenen.
15 SEKUNDEN SIRENE
Einschlag! Wenn ihr jetzt noch nicht im Bunker sind und Pech habt, dann seid ihr tot oder schwer verletzt.
Könnt ihr euch vorstellen, was es bedeutet, so zu leben? Könnt ihr euch vorstellen, was es bedeutet, in so einer Umgebung Kinder groß zu ziehen? Täglich zur Arbeit zu gehen und die Familie zu Hause zu lassen? Nicht zu wissen, ob abends das Haus noch steht?
Meine Frau und ich waren in einer Schule in Sderot und haben dort mit Betreuern über die traumatisierten Kinder gesprochen. Auch über die durch Raketentreffer verstümmelten Kinder. Es war herzzerreißend.
Und das alles, ohne dass von Sderot jemals irgend eine Bedrohung für Gaza ausgegangen ist. Nicht die geringste.
So, und jetzt sind wir schon beim aktuellen Gaza-Krieg.
2007 hat die Hamas in Gaza gegen die palästinensische Autonomiebehörde geputscht und zur Feier ihres Sieges erst einmal ein paar Tausend Verwaltungsbeamte auf die Hochhäuser geführt und von dort auf die Straße geworfen. Dann wurde die Scharia in Gaza eingeführt, allen Frauen die Berufsausübung verboten und die Burka verordnet. Musik, Kino, Lachen und Singen in der Öffentlichkeit ist verboten und wird schwer bestraft.
Die Hamas brach sofort den Friedensvertrag von Oslo und nutze die internationale Hilfe für Gaza – ungefähr 2,5 Milliarden Euro pro Jahr , davon rund 80 Millionen von unserem Steuergeld – nicht, um den Lebensstandard der Bewohner zu heben, Häuser, Schulen oder Straßen zu bauen – wofür diese Hilfe ja vorgesehen war. Die Hamas investierte die Hilfsgelder planmäßig in den Kauf von Mittelstreckenraketen – 2014 hat sie ca. 10.000 Raketen gelagert – und in eine neue, sehr kostspielige Waffe gegen Israel: den Terrortunnel.
Die Hamas hat – ohne dass es Israel gemerkt hat – hunderte Tunnel gegraben. Ganz Gaza ist mittlerweile untertunnelt, die gesamten Baukosten dafür belaufen sich auf mehrere hundert Millionen Dollar aus europäischen und amerikanischen Hilfsgeldern. Heute weiß man, dass bei diesen Grabungsarbeiten unzählige Erwachsene und mindestens 160 arabische Kinder gestorben sind.
Am gefährlichsten sind die Angriffstunnel unter der israelischen Grenze hindurch. Die Hamas hat dort Waffen, israelische Uniformen, Narkosemittel und Motorräder gelagert.
Der Plan war folgender: mit den Raketen eröffnet die Hamas ein Sperrfeuer gegen Israel. Mit den neuen iranischen Mittelstrecken-Raketen wird der internationale Flughafen Ben Gurion lahmgelegt und Israel so vom Rest der Welt abgeschnitten.
In diesem Chaos brechen hunderte Hamas Kämpfer in israelischen Uniformen durch die Terrortunnel jenseits der Grenze. Einige Einheiten töten so viele israelische Zivilisten wie sie können in den Dörfern rund um Gaza – denkt an Sderot! Andere fahren mit den Motorrädern die Küste hoch und verbreiten Tod und Zerstörung im ganzen Süden. Es war auch geplant, eine große Anzahl israelischer Zivilisten gefangen zu nehmen, sie zu betäuben und sie durch die Tunnel nach Gaza zu verschleppen.
Für die ganze Aktion gab es ein festgelegtes Datum: Freitag, 26. September 2014, das jüdische Neujahrsfest Rosh HaShanah. Israel hatte von dem ganzen Plan keine Ahnung.
Am Donnerstag, den 12. Juni entführten Hamas Terroristen drei israelische Jugendliche.
Dieses Verbrechen löste in Israel löste eine massive Suchaktion aus. Dutzende Hamas-Führer in Judäa und Samaria wurden verhaftet, ganze Orte durchsucht.
Das veranlasste die Hamas-Führung dazu, mit dem Raketenbeschuss Israels früher als geplant zu beginnen. Allein am 8. Juli wurden 250 Raketen auf Israels Städte und Dörfer abgefeuert. Insgesamt wurden vom 8. Juli bis zum 5. August 3.360 Raketen auf israelische Zivilisten abgefeuert. Nicht eine einzige Rakete zielte auf die israelischen Panzer rund um Gaza oder auf die israelischen Soldaten dort.
Von den 3.360 abgefeuerten Raketen
schlugen 2.303 in Israel ein, davon 115 in Wohngebieten
584 wurden durch den Iron Dome abgefangen
und, was man hier nie hört, 475 der Raketen landeten innerhalb des Gazastreifens. Ein guter Teil der palästinensischen Opfer wurde also durch ihre eigenen Raketen verursacht.
Interessant ist auch, von wo die Hamas ihre Raketen abfeuert. Ihr wisst, dass es in Gaza weite, unbesiedelte Flächen gibt. Dort wären keine Zivilisten betroffen. Statt dessen wählte die Hamas folgende Orte für ihre Raketenterror:
597 Raketen wurden aus zivilen Häusern abgefeuert
260 Raketen aus Schulen
160 Raketen aus Moscheen und religiösen Einrichtungen
127 Raketen aus Friedhöfen
und 50 Raketen aus Krankenhäusern
Vergesst dabei bitte nicht, dass in Israel neben 6 Millionen Juden auch 1,3 Millionen Araber als gleichberechtigte Staatsbürger leben. Auch die hat die Hamas im Visier, auch diese Bürger werden vom israelischen Zivilschutz geschützt, während 15% der Hamas Raketen unter ihren eigenen ungeschützten Zivilisten einschlagen.
Mit Beginn der Kämpfe hat die israelische Armee die Bedrohung durch die Tunnel erkannt und seit dem 17. Juli werden die Tunnel, einer nach dem anderen, geortet und zerstört.
Nach Erreichung dieses Ziels hat sich die israelische Armee Mitte August fast vollständig aus dem Gaza-Streifen zurückgezogen.
Während all der Kämpfe und während des Raketenhagels auf Israel wurden und werden die Bewohner des Gaza-Streifens von Israel versorgt. Vom 8. Juli bis zum 5. August lieferte Israel unter anderem
1.856 Lastwagen mit 40.550 Tonnen Gütern, davon
37.000 Tonnen Nahrungsmittel
1.700 Tonnen humanitäre Güter
1.000 Tonnen Medizin und medizinisches Material
außerdem wurden in Gaza ein Notkrankenhaus errichtet und schwere Fälle nach Israel zur Behandlung gebracht.
Durch die Kriegshandlungen sind etwa 1.100 Terroristen getötet worden, was eine gute Nachricht ist.
Leider unternimmt die Hamas nichts zum Schutz ihrer Zivilisten, sondern benutzt sie im Gegenteil noch als “menschliche Schutzschilde”. Israel warnt grundsätzlich jedes angegriffene Privathaus per SMS oder Flugblätter.
Im Laufe der Kämpfe hat Israel 10 Waffenruhen ausgerufen, damit sich Zivilpersonen aus den Kampfgebieten in Sicherheit bringen können. Die Hamas hat alle 10 Waffenruhen gebrochen.
Deswegen sind leider auch ca. 600 arabische Zivilisten ums Leben gekommen. Scheinheilig klagt Hamas über Verbrechen an Zivilisten und scheinheilig laufen bei uns in Deutschland verblendete Menschen mit Plakaten “Kindermörder Israel” durch Fußgängerzonen.
Die Toten von Gaza sind eine Tragödie, genau wie die toten Israelis, aber die Schuld für beides liegt bei der Führung der Hamas, die auf den Trümmern von Gaza eine Siegesparade abgehalten hat.
Israel kämpft nicht gegen die Palästinenser, Israel kämpft nicht gegen die Bewohner von Gaza. Israel kämpft einen legitimen Verteidigungskrieg gegen eine mörderische Terrororganisation.
Und dabei gilt, was im Nahen Osten seit 1948 gilt:
“Wenn die Araber ihre Waffen niederlegen,
wird es keinen Krieg mehr geben.
Wenn Israel seine Waffen niederlegt,
wird es kein Israel mehr geben”